Entgiftungsbehandlung
Der medizinische Entzug
Dieser Teil der Behandlung ist sehr wichtig und markiert oft den Beginn eines neuen Lebens. Entgiftungen werden immer vollstationär, das heißt im Krankenhaus, durchgeführt. Meistens finden Entgiftungen auf jenen Stationen von Krankenhäusern statt, die psychiatrische Erkrankungen behandeln.
Eine medizinische Entgiftung wird meist mit dem Hausarzt oder der Hausärztin und der Suchtberatungsstelle vorbereitet. Auch hier besteht die Möglichkeit, sich schon im Vorfeld darüber zu informieren, in welchem Umfeld eine Entgiftung am geeignetsten erscheint – denn die Unterschiede sind enorm.
Für Menschen, die einen stationären Therapieplatz antreten möchten, aber bis kurz vor Beginn der Therapie mit einer Entgiftung warten möchten oder müssen, ist eine Kurzzeit-Entgiftung sinnvoll. Bei dieser Behandlung helfen die Ärzt*innen den Patient*innen bei ihren körperlichen Entzugserscheinungen. Eine solche Behandlung ist nach 3 – 5 Tagen beendet und die Patienten können weiter in die stationäre Therapie gehen, wo sie therapeutisch behandelt werden.
Im Allgemeinen dauern Entgiftungen eine bis sechs Wochen. Je nach Suchtmittel führt dies natürlich über den eigentlichen Zweck einer bloß körperlichen Entgiftung hinaus. Doch solch eine über den körperlichen Entzug hinausgehende Behandlung der Patienten ist sinnvoll. Nur die wenigsten Menschen gehen nach der Entgiftung direkt in eine weiterführende Sucht-Therapie, denn die Wartelisten für solche Plätze sind lang. Viele Menschen schaffen es aber in der Zeit bis zur eigentlichen Therapie trocken und clean zu bleiben, wenn in der Entgiftung bereits Gesprächsangebote und therapeutische Unterstützung angeboten werden. Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe hilft während dieser Übergangszeit sehr.
Wichtig ist: Sucht ist eine lebenslange Erkrankung. Deswegen ist eine vertiefende Auseinandersetzung während einer Sucht-Therapie empfehlenswert. Sei es stationär in einer Klinik, teilstationär in einer Tagesklinik oder ambulant in einer Suchthilfe-Einrichtung. Die Menschen profitieren ihr ganzes Leben von diesen wichtigen Monaten ihres Lebens.
Viele fühlen sich nach einer medizinischen Entgiftung sehr stark – und das ist auch gut so. Es funktioniert. Allerdings birgt dieser schnelle Erfolg auch die Gefahr, dass die Menschen glauben, zukünftig allein mit der Abhängigkeitserkrankung umgehen zu können. Obwohl sie das bis vor der Entgiftung ja auch nicht allein konnten.
Die Erfahrung zeigt, dass diejenigen Menschen am stabilsten ihre Abstinenz halten können, die sich ihre Erkrankung am ehrlichsten eingestanden haben. Denn je mehr die Menschen glauben, dass das mit der Sucht alles nicht auf sie zutrifft, desto schwieriger ist es natürlich eine dauerhafte Lösung in ihrem Leben zu verstetigen. Nicht zuletzt bedeutet eine individuell passende Gruppe zu finden auch, sich mehrere Gruppen anzuschauen, sprich: ziemlich viel Arbeit. Wenn ich aber denke, dass ich nur mal eine Entgiftung brauche und dann wird alles wieder gut, werde ich mir sicher nicht fünf verschiedene Gruppen anschauen, um wirklich die passenden Leute zu finden.
Und noch einmal zum Schluss: Man kann mit diesen Erkrankungen sehr gut leben. Es gibt so viele Beispiele! Trocken und clean zu werden bedeutet auf der einen Seite, etwas dafür zu tun. Auf der anderen Seite bedeutet es aber dafür ein Leben in Freiheit zu bekommen, ohne Abhängigkeit und Konsumzwang – mit Sicherheit das beste Leben, das ein Mensch sich wünschen kann.