Selbsthilfe allgemein
Stetige Unterstützung für Menschen mit Suchterkrankungen
Manche Menschen brauchen etwas mehr Zeit, um eine geeignete Selbsthilfegruppe zu finden. Doch am Angebot sollte es eigentlich nicht scheitern. Die meisten Selbsthilfegruppen sind offen für neue Mitglieder und haben auch keine Warteliste oder Ähnliches. Über die Selbsthilfekontaktstellen der Regionen bzw. der größeren Städte erhalten Hilfesuchende schnell und kompetent Auskunft darüber, welche Gruppen wo zu finden sind. Außerdem informieren die großen Verbände und Gemeinschaften auf ihren Internetseiten darüber, wie der Kontakt mit den Gruppen zustande kommt.
Die Selbsthilfegruppe bildet die Basis für eine abstinente und glückliche Zukunft. Deswegen muss sie sorgfältig ausgewählt werden. Denn anders als bei Sucht-Beratungsstelle und Suchttherapie geht es bei einer Selbsthilfegruppe um eine jahrzehntelange Institution für das eigene Leben.
Es ist wichtig, dass der Besuch einer Selbsthilfegruppe keine Belastung ist, sondern vielmehr ein Hobby, das Spaß macht. Oft entwickeln sich in Gruppen gute und lebenslange Freundschaften. Die Selbsthilfegruppe ist eine soziale Verbindung von Menschen, die alle mit dem Grundproblem der Sucht vertraut sind. Alle dort wissen, was es für ein Gefühl ist, wenn das Verlangen nach Alkohol und Drogen so stark wird, dass alles andere unwichtig wird.
Der Notfallkoffer
Ein besonders konträr besprochenes Thema ist in diesem Zusammenhang der sogenannte „Notfallkoffer“. Hierbei handelt es sich nicht um einen physischen Koffer, sondern vielmehr um eine Strategie, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn ein Mensch dem Rückfall sehr nahe ist und Hilfe braucht.
Ein wesentlicher Bestandteil des Notfallkoffers sind Telefonnummern, und hier kommen wir gleich zum Kern der Debatte: Viele Menschen behaupten am Anfang immer wieder, dass sie „das alles nicht brauchen“. Dass sie gewiss nicht im Falle von starken Suchtgedanken auf die Idee kommen würden, jemanden von dieser Telefonliste anzurufen – für den Laien erscheint das zunächst auch äußerst plausibel.
Doch der Profi weiß, dass die Sache anders gelagert ist: In vielen Fällen von geglückter Abstinenz kennen die Menschen ihre verschiedenen Gemütslagen und Triggerpunkte. Tatsächlich ist es in solchen Fällen dann auch nicht so, dass diese Menschen erst dann zum Hörer greifen, wenn der Rückfall unmittelbar bevorsteht. Das passiert zwar sicher auch, aber das ist nicht die Regel. Die Regel ist anders: Zufrieden abstinente Menschen haben oft einen freundschaftlichen Austausch mit anderen abstinenten Menschen. Diese neuen Freunde merken oft schon sehr früh, wenn merkwürdige Gedanken geäußert werden und auch nur die Nähe zu einem Rückfall vorstellbar wird.
Rückfällen vorbeugen
In einer idealen Welt hat ein abstinenter Mensch regelmäßig Experten an seiner Seite, die mit ihrem Fachwissen suchtspezifische Problemlagen frühzeitig erkennen und somit dazu beitragen, dass die Abstinenz erhalten bleibt. Auf diese Weise wächst man auch selbst zu einem wichtigen und beratenden Freund für andere suchtkranke Menschen in der Gruppe heran.
Das klingt jetzt vielleicht dramatischer, als es ist: Denn man hat ja nicht jeden Tag oder jeden Monat eine Krise. Aber es ist gut, Menschen um sich herum zu haben, die etwas von der Fachpraxis der Suchthilfe verstehen – und diese findet man sehr häufig in Sucht-Selbsthilfegruppen. Was nicht heißen soll, dass diese Menschen ausschließlich dort aufzufinden sind.
Manche Menschen besuchen verschiedene Selbsthilfegruppen, um manchmal auch andere, frische Meinungen und Sichtweisen zu erfahren und nicht ewig im eigenen Saft zu schmoren.