Psychotherapie allgemein

Bei vie­len Men­schen ist die Sucht­er­kran­kung ein Sym­ptom eines tie­fer­lie­gen­den The­mas. Der Kon­sum von Sucht­mit­teln ist nicht sel­ten eine Art Selbst-Medi­ka­ti­on, um mit Pro­ble­men leben zu kön­nen, deren Lösung sehr schwer erscheint. Dies funk­tio­niert bei vie­len Men­schen über vie­le Jah­re. Doch irgend­wann kom­men die­se Men­schen dann an einen Punkt, an wel­chem die Neben­wir­kun­gen des Sub­stanz­kon­sums grö­ßer sind, als der Nut­zen beim Ver­drän­gen des eigent­li­chen Pro­blems. Am Ende die­ses Pro­zes­ses ste­hen die­se Men­schen dann lei­der mit min­des­tens zwei Pro­ble­men da: Zum einen mit dem ursprüng­li­chen Pro­blem, das sie mit­hil­fe des Sucht­mit­tel-Kon­sums über Jah­re hin­weg ver­drängt haben. Zum ande­ren mit der Sucht­er­kran­kung, die einer geson­der­ten Behand­lung bedarf.

Vie­le Men­schen wol­len dann den zwei­ten Schritt vor dem ers­ten tun. Obwohl die Sucht längst zum vor­dring­li­chen Pro­blem in ihren Lebens­all­ta­gen gewor­den ist, möch­ten sie nun wäh­rend einer Psy­cho­the­ra­pie vor allem an ihrem Grund­pro­blem arbei­ten. Sei dies ein Kind­heits-Trau­ma, eine Angst­stö­rung oder eine Depres­si­on. Nicht sel­ten wei­sen die Hil­fe­su­chen­den gleich Merk­ma­le ver­schie­de­ner Dia­gno­sen auf, die in einer The­ra­pie behan­delt wer­den kön­nen.

Doch im Fal­le einer Abhän­gig­keits­er­kran­kung ist das vor­dring­li­che Ziel zunächst, dass die Pati­en­ten abs­ti­nent von den Stof­fen wer­den, nach denen sie süch­tig sind. Denn eine Ver­ar­bei­tung eines Trau­mas oder die Ver­än­de­rung eines Ver­hal­tens­mus­ters sind unter dem stän­di­gen Ein­fluss von Rausch­mit­teln nicht mög­lich, weil der Zugang zur eige­nen Per­sön­lich­keit ver­sperrt und ver­klärt bleibt. Des­we­gen ist es Psy­cho­the­ra­peu­ten auch gesetz­lich unter­sagt, mit Men­schen the­ra­peu­tisch zu arbei­ten, die trotz einer Abhän­gig­keit wei­ter­hin kon­su­mie­ren. Es ist zwar mög­lich, dass die The­ra­peu­ten wäh­rend einer Über­gangs­zeit von meh­re­ren Sit­zun­gen den Über­gang in eine Sucht­the­ra­pie beglei­ten. Für die eigent­li­che The­ra­pie hin­ge­gen müs­sen die Pati­en­ten aber unbe­dingt abs­ti­nent sein.

In den fol­gen­den Bei­trä­gen geht es um eine gro­be Ein­ord­nung eini­ger For­men von Psy­cho­the­ra­pie. Es ist lei­der nicht mög­lich, das gesam­te Spek­trum auf die­ser Home­page abzu­bil­den. Es sol­len aber jeden­falls kur­ze Ein­bli­cke in die Schu­len der Sys­te­mi­schen The­ra­pie, der kogni­ti­ven Ver­hal­tens­the­ra­pie, der tie­fen­psy­cho­lo­gisch fun­dier­ten Psy­cho­the­ra­pie und der ana­ly­ti­schen The­ra­pie gege­ben wer­den.

Foto von Niklas Ohl­rog­ge auf Uns­plash