Bodenständige haben es grundsätzlich schwer im Universum
Alkohol am Arbeitsplatz ist noch immer ein Problem. Auch wenn die Bierautomaten längst aus den Kantinen verschwunden sind und auch wenn das Bier zum Frühstück selbst auf dem Bau schon längst verpönt ist: Trotzdem gibt es noch immer viele Menschen, die während der Arbeit unter Alkoholeinfluss stehen – und sei es „nur“ wegen des Restalkohols des vorigen Tages.
Es gibt einen wichtigen Zusammenhang zwischen Arbeit und Konsum. Und zwar steigt der Konsum, je belastender die Arbeit sich für den einzelnen Menschen anfühlt. Denn was für manche Menschen kaum auszuhalten ist, kann unter Umständen für andere Menschen nur eine geringe Belastung darstellen oder vielleicht sogar das Gegenteil.
Die Kunst ist nun, herauszufinden, was für einen selbst am besten ist. Was belastend ist. Und was nicht. Im Prinzip ist dies das ganze Geheimnis erfolgreicher Suchthilfe. Denn eine zufriedene Abstinenz kann viel besser erreicht werden, wenn der Mensch, der sie anstrebt, nicht dauerhaft im negativen Sinne gestresst ist. Natürlich werden sich nicht alle Widrigkeiten des Lebens vermeiden lassen, aber das ist für eine zufriedene Abstinenz auch gar nicht notwendig: Wenn nur einige Bereiche im Leben gut laufen, ist genug Zeit und Energie übrig, um an den anderen Bereichen arbeiten zu können. So wie ein Artist im Zirkus, der auf langen Stäben Teller jongliert: – Wenn mal einer seiner Teller herunterfällt, bleibt er ruhig und gelassen, balanciert einen seiner Stäbe auf die Nasenspitze und hat so eine Hand frei, um fangen zu können, wenn er den heruntergefallenen Teller wieder vom Boden mit der Hacke nach oben kickt.

So, oder ähnlich anspruchsvoll funktioniert das auch mit den verschiedenen Bereichen des Lebens und der Abstinenz: Wenn Partnerschaft und Freundeskreis in Ordnung sind, kann man gelassener über Probleme hinwegsehen, die vielleicht am Arbeitsplatz bestehen. Oder umgekehrt.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt ist allerdings das Konsumieren, um die Probleme auf der Arbeit oder im Privatleben zu bewältigen.
Auch wenn Prognosen für die Zukunft stets schwierig sind, ist das eine von sehr vielen Menschen in Selbsterprobungen wieder und wieder erwiesene Tatsache. Und der Benefit beim Besuch von Selbsthilfegruppen ist, dass solches Fachwissen unter den Besuchern ausgetauscht werden kann. Denn manchmal kann man eine Sache hundertmal gehört und verstanden haben, bis man auf die Person trifft, die den Sachverhalt auch dem Herzen und dem Bauch zugängig macht. Unter Umständen können auf diese Weise sogar ein paar Selbsterprobungen verhindert werden.